Kreisarchäologie Archäologie im zentralen Elbe-Weser-Dreieck

19. Band der Archäologischen Berichte des Landkreises Rotenburg (Wümme) erschienen.

Wer spannende Archäologie erleben möchte, muss nicht unbedingt in die Mittelmeerregionen fahren. Wie reich die Geschichte im heimischen Boden ist, lässt sich eindrücklich am neu erschienen Band der „Archäologischen Berichte des Landkreises Rotenburg (Wümme)“ sehen. 17 Fachleute setzen sich in elf Beiträgen mit der Archäologie im Landkreis auseinander.

Titel der Archäologischen Berichte Band 19
Titel der Archäologischen Berichte Band 19

Ein Schwerpunkt des 19. Bandes der von der Kreisarchäologie Rotenburg herausgegebenen Reihe liegt auf den aktuellen Forschungsprojekten in Lavenstedt und Groß Meckelsen sowie den Grabungen am Friedhof in Fintel. In Fintel konnte das Team der Kreisarchäologie direkt neben der Kirche über 300 Bestattungen freilegen, die Aufschluss über Bestattungssitten im Mittelalter und Neuzeit liefern. Gerade weil in christlichen Gräbern Beigaben unüblich sind, sind Beispiele mit solchen recht spannend. Warum legte man beispielsweise einem Verstorbenen im 18. Jahrhundert Münzen mit in das Grab? Antworten liefert der jetzt erschiene Beitrag. Weiterhin zeigten die Grabungen den Standort älterer Kirchenbauten auf und ergaben auch einen Hinweis auf die sogenannte Klosterkirche. „Hier können wir einen wichtigen Beitrag zu regionalen Kirchengeschichte und Bestattungskultur liefern“ freut sich der Rotenburger Kreisarchäologe Dr. Stefan Hesse. Unterstützt wurde die archäologische Auswertung der Grabungsergebnisse durch einen kenntnisreichen Beitrag des Regionalhistorikers Dirk Lürssen, der sich mit den Kirchenbauten in Fintel anhand der Schriftquellen beschäftigte.

„Die Grabungen in Groß Meckelsen sind das größte Projekt, das die Kreisarchäologie bislang durchgeführt hat“ weiß Kreisarchäologe Dr. Hesse zu berichten. In den 1980er- und 1990er-Jahren wurde fast ein komplettes germanisches Dorf der ersten Jahrhunderte nach Christi Geburt freigelegt. Nachdem nun vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur zwei Stellen zur Aufarbeitung finanziell gefördert wurden, schreitet die Aufarbeitung sichtlich voran. Die beiden archäologischen Bearbeiter, Jan Bock und Ivonne Baier, geben Einblicke in den Aufarbeitungsstand und stellen erste Ergebnisse vor. Besonders spektakulär sind Hinweise auf eine Produktion von Glasperlen in Groß Meckelsen. „Eine kleine archäologische Sensation“ wertet Dr. Hesse den Fund. „Bislang gab es kaum Siedlungen mit einem derartigen Produktionsnachweis in der gesamten Germania Magna. Man ging davon aus, dass solche Perlen aus dem Römischen Reich stammten.“ Zu den besonderen Funden zählt sicherlich auch die römische Feinwaage, die inzwischen auch das Wappen der Gemeinde ziert.

Noch aktueller sind die Grabungen in Lavenstedt, die 2010-2012 durchgeführt wurden. Dabei entdeckten die Archäologen eine Siedlung der jungsteinzeitlichen Trichterbecherkultur. „Vielen ist die archäologische Kultur durch die beeindruckenden Großsteingräber bekannt“ erläutert Dr. Hesse. „Siedlungen sind aber nur in sehr geringer Zahl gegraben worden“. Auch hier sind die Ergebnisse, die der Bearbeiter Moritz Mennenga vorstellt, von überregionaler Bedeutung.

Einem ungewöhnlichen Fund widmet sich Sonja Nolte in ihrem Beitrag über einen Christianstaler aus Bothel. Die auf 1628 datierte Münze konnte von ihr durch eine genaue Analyse als Fälschung entlarvt werden.

Der Band schließt mit Tätigkeitsberichten der Kreisarchäologie, des Bachmann-Museums, der Archäologischen Gesellschaft und der Fundchronik der Jahre 2012-2014, in der zahlreiche Neufunde vorgestellt werden.

Der Band (ISBN 978-3-7308-1237-2) ist im Isensee-Verlag erschienen und kostet 19,80 €. Das 350 Seiten starke Buch ist über den Buchhandel oder direkt beim Verlag zu beziehen.