Kreisarchäologie Archäologie im zentralen Elbe-Weser-Dreieck

Archäologische Funde im Ohr – Kreisarchäologie führt Metallsondenkurs durch

Die Suche mit Metalldetektoren erfreut sich immer größerer Beliebtheit, ist in Niedersachsen aber genehmigungspflichtig. Daher hat die Kreisarchäologie Rotenburg einen ersten eigenen Praxiskurs angeboten.

Am vergangenem Samstag war ein seltsames Schauspiel zu beobachten: mehrere erwachsene Männer schlenderten mit gesenktem Blick über einen Acker und schwenkten schrill piepende Stäbe vor sich her. Es handelte sich um angehende Sondengänger. Gerade in Zeiten der Pandemie scheint die Suche mit dem Metalldetektor ein ideales Hobby zu sein. Man ist alleine im Freien unterwegs und begibt sich dabei auf die Suche nach interessanten Objekten. Doch der Einsatz von Metallsuchgeräten ist in Niedersachsen immer und überall genehmigungspflichtig. Hintergrund ist die Tatsache, dass man bei jedem Einsatz der Sonde billigend in Kauf nimmt, Kulturgut zu finden, auch wenn man gar nicht danach sucht.

Für eine entsprechende Genehmigung im Landkreis ist die Kreisarchäologie zuständig. „Das ist alles kein Zauberwerk“, beruhigt Kreisarchäologe Dr. Stefan Hesse, „Wichtig ist erst einmal Kontakt mit uns aufzunehmen – alles Weitere ergibt sich dann schnell“. Da die Genehmigungspflicht deutlich im Denkmalschutzgesetz genannt ist, kann ein Verstoß empfindliche Geldstrafen nach sich ziehen. „Ordnungswidrigkeitsverfahren machen beiden Seiten keinen Spaß und können hier wirklich vermieden werden“, so Dr. Hesse.

Damit man legal mit der Sonde losziehen kann, müssen Interessierte Kontakt mit der Kreisarchäologie aufnehmen und einen Antrag stellen. Die Kreisarchäologie meldet schließlich die angehenden Sondengänger für einen notwendigen Theorie- und einen Praxiskurs an. Im Anschluss kann man dann eine Genehmigung bekommen. „Die Kurse sind sehr wichtig“ betont Dr. Hesse, „da hier beispielsweise auf rechtliche Fallstricke hingewiesen, falsche Vorstellungen korrigiert und auf Gefahren wie Kampfmittel hingewiesen wird. Außerdem geht man hier mit Kulturgut um, da müssen gewisse Kenntnisse vorhanden sein“.

Die Kurse werden in der Regel vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege organisiert und angeboten. Aufgrund der großen Nachfrage und der daraus entstehenden langen Warteliste, wurden jedoch regionale Praxiskurse angeregt. Nun konnte die Kreisarchäologie unter der Leitung des Sondengängers und ehrenamtlichen Mitarbeiters der Kreisarchäologie Bernd Gössling einen solchen erstmals anbieten. „Herr Gössling ist hierfür die ideale Besetzung“, berichtet Dr. Hesse. „Er ist nicht nur seit Jahren erfolgreich mit der Sonde unterwegs, sondern kann auch seine beruflichen Erfahrungen im Umgang mit Kampfmitteln einbringen“.

Am ersten Kurs nahmen sieben Anwärter teil. Etwa vier Stunden lang wurden der Umgang mit der Sonde, das Bergen von Funden und das Ausfüllen der Fundzettel geprobt. Nebenbei wurden auch andere Fundarten wie Keramik und Feuerstein vorgestellt. Aber „Schätze“ wurden keine gefunden. „Wir waren auf einem Feld mit drei zerstörten Grabhügeln, einem Gräberfeld und einer Siedlung unterwegs und haben dennoch nichts archäologisch Wertvolles bergen können“, berichtet Dr. Hesse „Es ist halt hier so wie im echten Sondengängerleben: das meiste ist Schrott“. Dennoch bewerten Dr. Hesse und Bernd Gössling den Kurs als Erfolg: sieben neue Sondengänger können nun mit Genehmigung loslegen. Insgesamt betreut Dr. Hesse derzeit rund 25 Sondengänger, die gleiche Anzahl befindet sich noch in den Kursen und wird demnächst loslegen. „Ein sehr hoher Arbeitsaufwand, den wir aber dennoch gerne investieren“, so Dr. Hesse. „Die Sondengänger haben uns viele neue Erkenntnisse zur regionalen Geschichte geliefert und das soll so bleiben“.