Kreisarchäologie Archäologie im zentralen Elbe-Weser-Dreieck

Blütenstaub und Urnengräber – Der Geschichte in Steinfeld auf der Spur

Veröffentlicht von Administrator (admin) am 23.10.2009

Auf schwankendem Untergrund war eine Gruppe von etwa 14 Studenten und Lehrenden der Universität Göttingen unterwegs. Auf dem Schwingrasen des Bullensees bei Steinfeld ging Prof. Hermann Behling, Leiter der Abteilung für Palynologie und Klimadynamik am Institut für Pflanzenwissenschaften der Universität Göttingen, der Frage nach, welche  Umweltveränderungen (Vegetation, Klima) es in der Vergangen gegeben hat, wie der Mensch zu prähistorischen Zeiten die Landschaft beeinflusst bzw. verändert hat und wie sich Klimaveränderungen auf Mensch und Umwelt ausgewirkt haben. Zur Klärung dieser Fragestellungen wurden anfänglich verschiedene Methoden der Entnahme von Bodenproben erläutert. Auch die Bedeutung der Moore als Geschichtsarchiv wurde eingehend behandelt. Dr. Andreas Bauerochse vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege und Dr. Hanns-Hubert Leuschner von der Universität Göttingen widmeten sich in ihren Ausführungen mehr der neueren Moor- und Pflanzenentwicklung.

Presseinfo2009021kleinProf. H. Behling (Universität Göttingen) mit einem Bohrgerät zur Entnahme von Sedimentproben.

Während der Exkursion wurden am Bullensee mehrere Bohrkerne aus dem Moor- und Seesediment entnommen, die unter anderem im Rahmen einer Diplomarbeit ausgewertet werden sollen. Ziel ist es, neue Erkenntnisse zur Siedlungs- und Umweltgeschichte im Umfeld des Sees zu erlangen. Hierfür werden mikroskopisch kleine Pflanzenpollen (Blütenstaub) in verschiedenen Schichten bestimmt und ausgezählt. Hiermit gelingt es die Veränderungen in der Umwelt – und damit auch die Eingriffe des Menschen – in der Vergangenheit zu rekonstruieren. Der Rotenburger Kreisarchäologe, Dr. Stefan Hesse, gab im Zuge der Veranstaltungen einen ersten Überblick über die bislang von Seiten der Archäologie bekannten Daten. „Die pollenanalytische Übersicht – ein sog. Pollendiagramm – wird sicherlich eine wertvolle Ergänzung und Erweiterung des bisherigen Wissens um die Geschichte in der Region um Steinfeld sein“, so Dr. Hesse.

 

Parallel zu diesen Analysen wird derzeit im Rahmen eines von der EWE-Stiftung geförderten Projektes das eisenzeitliche Urnengräberfeld von Steinfeld aus der Zeit von etwa 800-400 v. Chr. aufgearbeitet. Im Rahmen des gemeinsamen Projektes von Kreisarchäologie und Bachmann-Museum Bremervörde wird das Gräberfeld wissenschaftlich von Herrn Ingo Eichfeld vom Institut für historische Küstenforschung (Wilhelmshaven) bearbeitet. Hierzu zählt die Erfassung, Datierung und Einordnung der Fundstücke. Anschließend wird das Gräberfeld in einen überregionalen Zusammenhang gestellt und seine Bedeutung gewertet. Die Ergebnisse sind voraussichtlich in Band 16 der „Archäologischen Berichte des Landkreises Rotenburg (Wümme)“ nachzulesen, der in der zweiten Jahreshälfte 2010 erscheinen wird.

Dr. Hesse hebt besonders die Bedeutung der Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen hervor: „Aufgrund der Quellenlage betrachtet die Archäologie in den älteren Epochen vorwiegend Gräber, wie eben das Urnengräberfeld von Steinfeld. Mit der jetzt stattfindenden interdisziplinären Zusammenarbeit kommen wir auch den Siedlungen auf die Spur, die archäologisch ansonsten nur schwer zu fassen sind“.