Welche Wege verliefen in früheren Zeiten durch das Teufelsmoor? Dieser Frage ging die Kreisarchäologie zusammen mit dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege nach und führte dazu Grabungen durch. Diese können am Mittwoch, den 5. September von 17 bis 18 Uhr von allen Interessierten besichtigt werden. Das Grabungsteam mit Dr. Marion Heumüller und Dr. Stefan Hesse wird vor Ort sein und die Befunde sowie die Gesamtsituation erläutern. Die Grabung befindet sich beidseitig der Straße zwischen Gnarrenburg und Karlshöfenerberg. Parkplätze sind nicht direkt vor Ort vorhanden, ein kleiner Fußmarsch muss also eingeplant werden.
Moorarchäologie ist kein Alltagsgeschäft der Kreisarchäologie. Daher wurde die Erkundung der Moorpfade mit dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege durchgeführt. Dort leitet Dr. Marion Heumüller den Fachbereich „Feuchtbodenarchäologie“. Zur finanziellen Unterstützung bewarb sich die Kreisarchäologie um Fördermittel im Rahmen des Europäischen Kulturerbejahres (ECHY) beim Land Niedersachsen. Im Januar 2018 wurde das Projekt zur Förderung ausgewählt und in Hannover der Bewilligungsbescheid durch Vertreter des Ministeriums überreicht.
Die Arbeiten starteten im Juni 2018, als das Projektteam aus Mitarbeitern der Kreisarchäologie und des Landesamtes mehrere Wegeverläufe mit Hilfe einer Peilstange orteten. Ähnlich der Suche nach Lawinenopfern wird hierfür eine dünne Metallstange in den Moorkörper gestoßen. Stößt sie auf Widerstand, kann ein Weg vermutet werden. Die Widerstände wurden ebenso wie die ergebnislosen Bohrungen genau eingemessen, so dass nach knapp tausend Bohrungen ein Bild der möglichen Wegverläufe entstand.
Nach diesen Voruntersuchungen wurden die mutmaßlichen Wege mit Hilfe von Suchschnitten weiter untersucht. Dazu öffnete das Projektteam – diesmal unterstützt durch Mitarbeiter der archäologischen Fachfirma Denkmal3D – mehrere Schnitte. Schon wenige Dezimeter unter der Oberfläche stießen sie auf Reste ehemaliger Wege. Die obersten Hölzer sind leicht faserig, aber noch erkennbar. Die darunter liegenden Hölzer befinden sich in einem besseren Zustand. Erfreulich und nicht selbstverständlich für Kreisarchäologe Dr. Hesse. „Wir haben Glück, dass die Gegend immer nur als Wiese genutzt wurde und man dort kein Torf abbaute“, resümiert Dr. Hesse.
Insgesamt konnten 3-4 Wege nachgewiesen werden. Aufgrund der Tiefe kann man ein Alter von etwa 400-600 Jahren schätzen. Genau wird sich dies erst nach naturwissenschaftlicher Untersuchung der Hölzer sagen lassen. Auch ältere Wege sind hier zu vermuten und sollen nach Möglichkeit noch ergraben werden. Geeignete Bohlenwegabschnitte sollen anschließend geborgen und zukünftig im Bachmann-Museum präsentiert werden.
Das Teufelsmoor und seine Wege
Das Teufelsmoor zieht sich in etwa Nord-Süd Richtung durch das Elbe-Weser-Dreieck. Nur an wenigen Stellen konnte es in früheren Zeiten gequert werden. Der wichtigste Weg verlief über Bremervörde und ist später als „Ochsenweg“ bekannt geworden. Ein nachrangiger Weg verlief zwischen Gnarrenburg und Karlshöfen. Hier trennt ein nur 1 km breiter Moorstreifen die beiden Geestzungen. Diese Strecke wurde seit der Jungsteinzeit durch hölzerne Wege überbrückt. Später wurde ein regelrechter Damm aufgeschüttet und heute verläuft hier die L122.
Schriftliche Quellen belegen die Nutzung des Weges bis in das Mittelalter hinein. So zogen beispielsweise die Söldner der berüchtigten „Schwarzen Garde“ 1499 hier entlang. Archäologische Funde reichen in weit frühere Zeiten zurück. Hinweise darauf fanden u.a. die bekannten Heimatforscher Hans Müller-Brauel (1867-1940) und August Bachmann (1893-1983). Letzterer konnte 1942 sogar ein Scheibenrad aus Eiche bergen, das mit einem Alter von etwa 4500 Jahren zu den ältesten Rädern Nordeuropas zählt und sich heute im Bachmann-Museum befindet.
Da deren Entdeckungen über 70 Jahre zurück liegen, stellte sich der Kreisarchäologie die Frage, ob und in welchem Zustand die Wege noch vorhanden sind. Weiterhin ist nur wenig über Bauweise, Zeitstellung und Bedeutung der Wege bekannt.